« Ist das überhaupt möglich? »
Zum Befüllen der Gießkannen gibt es in vielen Gärten Schläuche. Doch wozu einen Wasseranschluss im Garten, wenn die Natur alles gibt, was man benötigt? Regenwasser ist wohl am praktischsten, wenn es um die Bewässerung des Gartens geht. Das Wasser dafür muss allerdings zunächst erst einmal aufgefangen werden. Dazu wird in der Regel ein Fallrohr genutzt, in das ein Regensammler integriert ist, der das Wasser in eine Regentonne leitet. Regenwasser auffangen, ohne ein Fallrohr zu nutzen, ist zwar theoretisch möglich – warum es dennoch wenig Sinn macht, erklären wir Ihnen.
Warum Regenwasser so wichtig für den Garten (und den Geldbeutel) ist
Der Grund ist einfach: Die Gartenbewässerung kann im Sommer ganz schön ins Geld gehen. Da kommt Regen gerade recht – und zwar in zweierlei Hinsicht. Zum einen wird bei Regen der Garten ganz natürlich gegossen. Zum anderen lässt sich Regenwasser auffangen und in Regentonnen lagern, um es dann zu nutzen, wenn es nicht regnet und per Hand gegossen werden muss.
Das Auffangen geschieht dabei in der Regel über ein Fallrohr und einen Regensammler. Das Rohr ist direkt mit der Dachrinne verbunden, in die wiederum das gesammelte Regenwasser der Dachfläche läuft. Das Dach ist dabei der zentrale Faktor dieses Systems. Es sammelt dank seiner Fläche viele einzelne Regentropfen und sorgt so für eine große Wassermenge. Was aber tun, wenn man in einem Mehrfamilienhaus wohnt und somit quasi über kein „eigenes“ Dach verfügt? Nun, theoretisch lässt sich Regenwasser auch auffangen ohne das ein Fallrohr zum Einsatz kommt. Im Prinzip muss ja nur eine offene Regentonne in den Regen gestellt werden. Allerdings ist das wenig effektiv und enorm zeitraubend.
Die Jagd nach Millionen einzelner Tropfen
Zwischen den Tropfen gibt es jede Menge an leerem Raum. Genau das ist das Problem beim Regensammeln ohne Fallrohr. Um das deutlicher werden zu lassen, helfen ein paar Zahlen. Bei einem mittelstarken Regenschauer fallen in unseren Breiten rund fünf Liter Wasser pro Quadratmeter und Stunde. Nimmt man also ein Gefäß, das eine Fläche von genau einem Quadratmeter aufweist, müsste es bei einem derartigen Regenereignis eine Stunde lang regnen, um es mit fünf Litern zu füllen. In der Regel reicht diese Menge kaum für eine Gießkannenfüllung. Man müsste also mehrere derartige Gefäße aufstellen, um auf eine einigermaßen zufriedenstellende Menge zu kommen. Bei angestrebten 100 Litern müssten es beispielsweise 20 sein. Das Fassungsvermögen der Gefäße spielt dabei keine Rolle. Es kommt lediglich auf die Öffnung an.
Sieht man sich nun an, in welchen Dimensionen sich Dachflächen für gewöhnlich bewegen, wird schnell deutlich, warum sich mit ihnen Regenwasser in großen Mengen deutlich schneller und effektiver auffangen lässt. Das durchschnittliche Satteldach eines Einfamilienhauses in Deutschland hat eine Gesamtfläche von 160 Quadratmetern. Selbst wenn man unterstellt, dass nur eine der beiden Dachhälften dafür genutzt wird, um den Regenschauer über die Dachrinne und das Fallrohr in eine oder mehrere Regentonnen zu leiten, bleibt immerhin noch eine Fläche von 80 Quadratmetern übrig.
Bezogen auf unser Beispiel bedeutet das, dass sich innerhalb von einer Stunde 400 Liter Wasser für die Gartenbewässerung sammeln ließen – und zwar ohne zuvor mühselig Gefäße aufzustellen und deren Inhalt dann zusammenzuführen müssen. Allerdings muss man an dieser Stelle anführen, da bedingt durch die Dachschräge die genauen Mengenangaben nicht ganz so einfach ermittelt werden können und aller Wahrscheinlichkeit nach vom genannten Wert abweichen. Klar ist aber: In der gleichen Zeit kommt mit dem Dach deutlich mehr für die Bewässerung zusammen.
Regenwasser auffangen ohne ein Fallrohr zu nutzen: Es gibt keine gleichwertige Alternative
Unser Beispiel bildet modellhaft einen Idealfall ab. In der Realität kommen meist ganz andere Werte zustande. Bei Starkregen können schon mal 30 Liter pro Stunde und Quadratmeter vom Himmel fallen. Logisch, dass sich da dann auch das direkte Auffangen in einer Regentonne deutlich mehr lohnt. Dennoch gilt auch hier: Übers Dach wird deutlich mehr vom kostbaren Nass aus den Wolken gesammelt. Und ja, man könnte auch die Auffangflächen von Regentonnen vergrößern. Denkbar wären hier etwa großformatige Trichter, die man sich selbst baut. Dadurch ließe sich natürlich die Effektivität steigern, jedoch bliebe sie auch dann noch mehr als deutlich hinter der Dachvariante zurück.
Wann das Regensammeln ohne Fallrohr trotzdem sinnvoll sein kann
Für die Gartenbewässerung werden im Sommer meist große Wassermengen benötigt. Ganz anders sieht es hingegen bei Zimmerpflanzen aus. Je nach Anzahl der Pflanzen benötigen sie weit weniger, damit sie ihren Durst löschen können. Auch für Zimmerpflanzen ist das weiche Regenwasser eine gute Lösung – vor allem dann natürlich, wenn das Nass aus der Wasserleitung sehr kalkhaltig ist. In solchen Fällen macht das direkte Auffangen per Regentonne natürlich Sinn. Es lässt sich relativ einfach bewerkstelligen und generiert in der Regel auch genügend Mengen, um die durchgehende Bewässerung der Zimmerpflanzen zu gewährleisten. Darüber hinaus kann man die Methode auch immer zusätzlich nutzen.
Gerade bei den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen, sind zusätzliche Regentonnen eine wertvolle Ergänzung zum Wassertank, in dem ansonsten gesammelt wird. Auf diese Weise lässt sich die Wassermenge noch einmal steigern. Man darf auch nicht vergessen, dass die Fassungsmengen von Wassertanks begrenzt sind.
Ein Fassungsvermögen von 1000 Litern – beispielsweise bei einem IBC Container – ist bei Starkregen schnell erreicht. Ein hochwertiger Regensammler wird dann kein weiteres Wasser mehr in den Tank leiten, sondern es automatisch in die Kanalisation abführen. Frei aufgestellte, offene Tonnen sind in solchen Fällen eine wunderbare und sehr nützliche Ergänzung. Wichtig ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass die Tonnen nach dem Regenguss abgedeckt werden. Gerade bei kleineren Mengen und bei relativ hoher Außentemperatur ist ansonsten die Gefahr der Verdunstung sehr groß.
Regenwasser auffangen: Ein Plädoyer auch für alternative Lösungen
Wasser ist ein kostbares Gut. Auch wenn es in unseren Breiten allgemein noch nicht am Lebenselixier mangelt, müssen wir nicht verschwenderisch damit umgehen. Aus diesem Grund ist natürlich der Regen für Gartenbewässerung nahezu prädestiniert. Damit schonen wir unsere Wasservorräte, leben wassersparender und geben darüber hinaus noch weniger Geld für Wasser aus der Leitung aus.